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Prüfungsvorbereitung Rechnungswesen: Kosten- und Leistungsrechnung für die Gesundheitsbranche

Die Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) ist ein essenzieller Bestandteil des Rechnungswesens in der Gesundheitsbranche. Sie liefert entscheidende Informationen zur Kostenkontrolle, unterstützt die Entscheidungsfindung und sichert die finanzielle Gesundheit des Unternehmens. In diesem Blogbeitrag tauchen wir tiefer in die drei zentralen Elemente der KLR ein: Kostenartenrechnung, Kostenstellenrechnung und Kostenträgerrechnung.

Kostenartenrechnung in der Gesundheitsbranche: Detaillierte Kategorisierung von Kosten

Die Kostenartenrechnung ist der erste, grundlegende Schritt in der KLR. Sie umfasst die Erfassung und Klassifizierung aller anfallenden Kosten. Dabei werden diese Kosten in verschiedene Kategorien eingeteilt, die für spätere Rechnungen relevant sind. Im Gesundheitssektor könnten die Kostenarten beispielsweise Personal-, Material- und Betriebskosten sein. Aber schauen wir uns das genauer an:

Variable Kosten

Variable Kosten sind Kosten, die sich in direktem Zusammenhang mit der Produktionsmenge oder dem Dienstleistungsausstoß verändern. Im Gesundheitssektor wären das zum Beispiel die Kosten für Medikamente und Verbrauchsmaterialien, die in direkter Abhängigkeit zur Anzahl der behandelten Patienten stehen.

Fixe Kosten

Fixe Kosten bleiben unabhängig von der Produktions- oder Dienstleistungsmenge konstant. Im Kontext eines Krankenhauses könnte man hier die Mieten und Abschreibungen auf Gebäude und medizinische Geräte nennen.

Einzelkosten

Einzelkosten können direkt einem Kostenträger zugeordnet werden. Beispielsweise sind die Kosten für eine spezielle Operation, die nur für einen bestimmten Patienten durchgeführt wird, direkte oder Einzelkosten.

Gemeinkosten

Gemeinkosten hingegen lassen sich nicht direkt einem einzelnen Kostenträger zuordnen. Diese Kosten werden auf mehrere Kostenträger verteilt. Denken Sie an die Kosten für die Verwaltung oder Reinigung in einem Krankenhaus.

In der Kostenartenrechnung geht es also darum, alle diese unterschiedlichen Kosten zu erfassen und zu klassifizieren, um ein umfassendes Bild der finanziellen Situation zu bekommen.

Kostenstellenrechnung in der Gesundheitsbranche: Identifizierung, wo Kosten entstehen

Nachdem die verschiedenen Kostenarten erfasst und klassifiziert wurden, fokussiert sich die Kostenstellenrechnung darauf, wo diese Kosten anfallen. Jede Abteilung oder Einheit, die Kosten verursacht, wird als Kostenstelle definiert. Hier gilt es, diese Kostenstellen zu identifizieren und die angefallenen Kosten zuzuordnen.

Die Kostenstellenrechnung ist ein entscheidendes Werkzeug zur Identifizierung und Zuordnung von Kosten. Ziel ist es, die Kosten transparenter zu machen, indem ermittelt wird, wo im Unternehmen oder in der Einrichtung sie anfallen.

In einem Krankenhaus könnten Kostenstellen zum Beispiel die einzelnen Abteilungen sein: die Notaufnahme, die Intensivstation, der OP-Bereich, die Verwaltung und das Labor. Jede dieser Abteilungen verursacht spezifische Kosten, die ihr zugewiesen werden müssen.

Die Zuteilung der Kosten auf die verschiedenen Kostenstellen erfolgt anhand von Verteilungsschlüsseln, die auf objektiven Kriterien basieren. Diese Kriterien können beispielsweise die Anzahl der Mitarbeiter in einer Abteilung, die genutzte Fläche oder der Stromverbrauch sein.

Beispiel: Angenommen, die Gesamtkosten für das Reinigungspersonal im Krankenhaus betragen 120.000 Euro. Die Reinigungskosten werden auf die Abteilungen aufgeteilt, basierend auf der von ihnen genutzten Fläche. Wenn die Notaufnahme 25% der Gesamtfläche des Krankenhauses einnimmt, dann trägt sie auch 25% der Reinigungskosten, also 30.000 Euro.

Kostenträgerrechnung in der Gesundheitsbranche: Verantwortung für die Kosten

Im dritten Schritt, der Kostenträgerrechnung, wird bestimmt, welches Produkt oder welche Dienstleistung die Kosten verursacht hat. In einem Krankenhaus könnten die Kostenträger verschiedene Dienstleistungen oder Behandlungen sein, zum Beispiel ein chirurgischer Eingriff, ein Krankenhausaufenthalt oder eine ambulante Behandlung.

Die Kostenträgerrechnung gibt eine detaillierte Übersicht darüber, wie die Kosten auf die einzelnen Leistungen verteilt sind, und ermöglicht somit eine genaue Preisgestaltung und Kostenkontrolle.

Beispiel: Angenommen, ein Krankenhaus berechnet die Kosten für eine Blinddarmoperation. Die direkten Kosten für diese spezifische Operation, wie der Chirurg, das OP-Personal und die benötigten Materialien, werden direkt dem Kostenträger "Blinddarmoperation" zugerechnet. Darüber hinaus bekommt der Kostenträger auch einen Anteil der indirekten Kosten (Gemeinkosten), wie zum Beispiel Verwaltung oder Gebäudeunterhalt, zugewiesen. So kann das Krankenhaus die vollständigen Kosten für die Blinddarmoperation ermitteln und diese Information für Preisgestaltung oder Kosteneinsparungen nutzen.

Zusammenfassend helfen diese drei Komponenten der Kosten- und Leistungsrechnung, ein detailliertes Verständnis der finanziellen Abläufe in der Gesundheitsbranche zu gewinnen und bilden eine wichtige Grundlage für Entscheidungsfindungen im Management. Prozessoptimierung durch Kosten- und Leistungsrechnung

Die Anwendung von Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung ist nicht nur für die Erstellung von Bilanzen und die Budgetplanung entscheidend. Sie ermöglicht auch die Identifikation von Bereichen, in denen Prozesse optimiert und Kosten gesenkt werden können.

Eine genaue Kostenverfolgung ermöglicht es dem Management, ineffiziente Prozesse oder Bereiche mit überhöhten Kosten zu identifizieren. Durch das Einholen von detaillierten, abteilungsspezifischen Informationen können gezielte Lösungen zur Verbesserung des Betriebs und zur Reduzierung von Verschwendung entwickelt werden.

Beispiel: Nehmen wir an, die Kostenstellenrechnung zeigt, dass die Verwaltungskosten eines Krankenhauses im Vergleich zu ähnlichen Einrichtungen überdurchschnittlich hoch sind. Dies könnte auf ineffiziente Prozesse, eine übermäßige Anzahl an Verwaltungsmitarbeitern oder teure Software-Verträge hinweisen. Durch die Identifizierung dieser Kostenstelle als Problemzone kann das Krankenhaus Maßnahmen ergreifen, um die Verwaltungsabläufe zu verbessern und Kosten zu reduzieren.


Für die Prüfungsvorbereitung im Rechnungswesen ist es unerlässlich, die Mechanismen der Kosten- und Leistungsrechnung zu verstehen und anwenden zu können. Die Gesundheitsbranche bietet dabei eine Fülle von Beispielen und komplexen Situationen, um diese Prinzipien in die Praxis umzusetzen.

Indem Sie die Unterschiede und Anwendungsbereiche von Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung verstehen und die Bedeutung dieser Prozesse für die Betriebsführung und Entscheidungsfindung erkennen, sind Sie gut auf Ihre Prüfung im Rechnungswesen vorbereitet.

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